Mittwoch, 22. Juli 2020

Ein Kleid aus Seide und Sternen - Elizabeth Lim

Preis: € 4,99 [D] bis 15.07.2020
Verlag: Carlsen
Seiten: 464
Format: Ebook
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Reihe: Band 1
Erscheinungsdatum: 18.06.2020


Maia Tamarin träumt davon, die beste Schneiderin des Reiches zu werden. Sie lernt diese Kunst von ihrem Vater und ist sehr begabt, aber als Mädchen ist ihr die Ausübung dieses Berufes untersagt. Als der Kaiser einen Wettbewerb um den Posten des Hofschneiders ausruft, fasst sie einen gewagten Plan: Verkleidet als Junge reist sie unter dem Namen ihres Bruders an den Hof, um für ihren Traum zu kämpfen.  Unter den zwölf Schneidern, die sich bewerben, herrscht hohe Konkurrenz, das Leben am Hof ist von Intrigen bestimmt – und keiner darf Maias Geheimnis erfahren, denn dann erwartet sie der Tod. Doch schon bald zieht sie die Aufmerksamkeit des geheimnisvollen Magiers Edan auf sich: Er scheint ihre Verkleidung zu durchschauen. Und Maia braucht seine Hilfe, um die schier unmögliche letzte Aufgabe des Wettbewerbs zu erfüllen: Sie muss drei magische Kleider für die kaiserliche Prinzessin nähen, die aus Elementen der Sonne, der Sterne und des Mondes gewirkt sind. Zusammen mit Edan begibt sich Maia auf eine gefährliche Reise, die sie fast alles kostet, was ihr lieb und teuer ist …


Der Verlag bewirbt das Buch mit den Worten "Mulan trifft auf Project Runway". Nun, das sind direkt zwei Dinge, die ich interessant finde. Mulan ist eine meiner Lieblingsheldinnen von Disney. Und genau dieses Feeling hat das Buch am Anfang auch verbreitet. Die Protagonistin Maia muss anstelle ihres Vaters zum Kaiser reisen um sich dort als kaiserlicher Schneider in einem Wettbewerb zu behaupten. Zwei ihrer drei Brüder sind im Krieg gefallen und der dritte ist verkrüppelt, weswegen sie sich heimlich davonstiehlt um den Platz ihres Vaters einzunehmen. Natürlich dürfen eigentlich nur Männer diesen Posten innehaben, sodass sie sich als Junge verkleidet. So weit so gut und schwer Mulan-lastig.

Der erste Teil des Buches hat mir wirklich super gefallen. Wenn es danach ginge, bekäme es volle fünf Punkte von mir. Auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, dass das hohe Tempo dazu führt, dass Teile der Geschichte gekützt wurden, so fand ich es dennoch spannend und konnte das Buch nicht aus der Hand legen.

Leider lief mir dafür im zweiten Teil alles zu glatt ab. Ich musste direkt an einen Abenteuerfilm denken (den ich überhaupt nicht mag), bei dem der Protagonist ohne Probleme jedes Hindernis aus dem Weg räumt, immer weiß was zu tun ist und dadurch extreme Langeweile aufkommt. Wie soll denn da Spannng erzeugt werden? Ich war auf jeden Fall überhaupt nicht mehr gefesselt wie noch am Anfang und brauchte mehrere Tage für den Rest des Buches.

Ein wenig enttäuscht war ich, als die Story dabei immer weiter in eine Liebesgeschichte abdriftete. Ich hatte so gehofft, dass es einfach mal um eine mutige, junge Frau geht, die ein Abenteuer bestreitet. Warum muss immer Romantik aufkommen? Das fand ich schade und auch nicht realistisch, da für mich die Chemie zwischen den beiden nicht gestimmt hat. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass der Urgroßvater mit seiner Urgroßenkelin anbandelt und sich plötzlich wie ein unsicherer 15-Jähriger aufführt. Das nahm dem Ganzen so die Stimmung, dass ich immer wieder die Augen verdrehte beim Lesen.

Als bei über 80% endlich der zweite Teil des Buches beendet war, freute ich mich auf das, was nun kommen würde. Ich hoffte, dass die Reise mit ihren Prüfungen nun beendet sei und es endlich wieder um die ursprünglichen Aufgaben und das Nähen ging. Doch im Vergleich zu den anderen Teilen ist der Letzte relativ schnell abgeschlossen. Die Autorin bringt noch einmal eine Wendung der Geschichte auf den Tisch, die die Handlung des zweiten Bandes maßgeblich beeinflussen wird und grundsätzlich interessant klingt. Mal sehen, was sie daraus machen wird.

Eine Sache, die mir bei der Liebesgeschichte auch echt auf die Nerven ging, war die Unbekümmertheit in Bezug auf die Zeit. Maia hat nur ein ganz kleines Zeitfenster um überhaupt die ihr gestellten Aufgaben zu erfüllen und dann auch noch die Kleider zu nähen. Und was macht sie? Vergnügt sich immer wieder direkt für ganze Tage mit ihrem Liebsten. Ganz ehrlich? Damit wurden die Aufgaben und der eigentliche Grund, warum sie diese Reise macht, mit Füßen getreten. Ein paar geklaute Stunden hier und dort hätte ich noch akzeptiert. Aber es hat sich wirklich gehäuft.

Merkwürdig sahen übrigens die Kapitelüberschriften aus. Die Zahlen wurden als Text ausgeschrieben. Besonders bei den 30er Kapiteln fiel mir das negativ auf, denn "KAPITEL DREIUNDDREISSIG" sieht einfach merkwürdig aus.

Insgesamt entpuppte sich dieses Märchen aus einem asiatisch angehauchtem Fantasyland als langatmig
und leider auch enttäuschend. Dabei kann ich überhaupt nicht verstehen, wie nach so einem grandiosen Einstieg die Geschichte so dermaßen abbauen konnte. Es ist mir ein Rätsel. Und ich bin auch wirklich traurig darüber. Denn wenn es so weitergegangen wäre wie am Anfang, hätte dies ein All-time-favorite von mir werden können.


Der Anfang der Geschichte und der gesamte erste Teil haben mir sehr gut gefallen, dafür hätte ich ohne Zögern fünf Sterne vergeben. Allerdings fiel diese Euphorie dermaßen in den Keller, dass der zweite Teil nur noch zwei Sterne kriegen würde. Teil drei hat dann wieder etwas Spannung aufgebaut, aber mehr als drei Sterne wären es nicht geworden. Folglich landet das Buch bei 3,33 Sternen. Wirklich schade bei diesem Auftakt. Ob ich den zweiten Band noch lesen werde, kann ich derzeit nicht sagen.

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Klappentext und Bild von www.carlsen.de

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