Freitag, 29. Mai 2020

Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange - Suzanne Collins

Preis: € 15,99 [D]
Verlag: Oetinger e-book
Seiten: 608
Format: Ebook
Reihe: -
Erscheinungsdatum: 19.05.2020


Ehrgeiz treibt ihn an.
Rivalität beflügelt ihn.
Aber Macht hat ihren Preis.

Es ist der Morgen der Ernte der zehnten Hungerspiele. Im Kapitol macht sich der 18-jährige Coriolanus Snow bereit, als Mentor bei den Hungerspielen zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Die einst mächtige Familie Snow durchlebt schwere Zeiten und ihr Schicksal hängt davon ab, ob es Coriolanus gelingt, seine Konkurrenten zu übertrumpfen und auszustechen und Mentor des siegreichen Tributs zu werden.

Die Chancen stehen jedoch schlecht. Er hat die demütigende Aufgabe bekommen, ausgerechnet dem weiblichen Tribut aus dem heruntergekommenen Distrikt 12 als Mentor zur Seite zu stehen – tiefer kann man nicht fallen. Von da an ist ihr Schicksal untrennbar miteinander verbunden. Jede Entscheidung, die Coriolanus trifft, könnte über Erfolg oder Misserfolg, über Triumph oder Niederlage bestimmen. Innerhalb der Arena ist es ein Kampf um Leben und Tod, außerhalb der Arena kämpft Coriolanus gegen die aufkeimenden Gefühle für sein dem Untergang geweihtes Tribut. Er muss sich entscheiden: Folgt er den Regeln oder dem Wunsch zu überleben – um jeden Preis.


Lang erseht! Seit der Frankfurter Buchmesse 2019, auf der ich zum ersten Mal von diesem Buch erfahren habe, fieberte ich auf das Werk hin. Rund um die Veröffentlichung gab es einiges Theater, da die Ausführung anders war als vermutet (schwarzer Buchschnitt vs. schwarze Klappe) und dass das Ebook nicht direkt verfügbar war. Das löste sich jedoch alles auf und kurz vor Mittag am Erscheinungstag konnte ich auch endlich mit dem Lesen starten.

Mit dem Inhalt des Buches beschäftigte ich mich im Vorfeld nicht. Das hatte ich auch bewusst so entschieden, da ich mich vom Inhalt überraschen lassen und meine Erwartungen nicht anfeuern wollte. Ich wusste allerdings, dass es um die zehnten Hungerspiele geht und somit weit vor den anderen Büchern liegt. Doch dass es dabei um den jungen Coriolanus Snow dreht, das hat mich überrascht.

Im ersten Teil des Buches habe ich stark mit mir gerungen. Snow ist ein attraktiver und erfolgreicher junger Mann, der noch die Schule besucht. Seine Familie ist schwer geschlagen vom Krieg, er hat beide Elternteile verloren und lebt bei Verwandten, die mit viel Mühe versuchen den Anschein einer reichen, alteingesessenen Familie zu erhalten. Die Autorin gibt detaillierte Einblicke in die Nöte und Ängste der Kapitoleinwohner. Daher schwankte ich schwer zwischen Mitleid und dem Wissen, was aus Snow werden würde. Dieses Gefühl begleitete mich auch durch das ganze Buch hindurch. Als einer der erfolgreichsten Schüler seines Jahrgangs durfte er ein Tribut unterstützen. Ihm fiel dabei Lucy Gray aus Distrikt 12 zu.

Insgesamt waren die Hungerspiele selbst, bzw. die Handlungen in der Arena, in meinen Augen recht kurz gehalten. Ich hätte da mit einem weitaus längeren Handlungsstrang gerechnet. Und mit dem Ende der Hungerspiele hat mich die Autorin auch wirklich überrascht. Damit habe ich nicht gerechnet.

Nach den Hungerspielen passierten einige Dinge, sodass Snow im dritten Teil des Buches tatsächlich das Kapitol verlässt. Was, wie und warum verrate ich nicht, das würde zu sehr spoilern. Auf jeden Fall hat mir dieser Teil des Buches überhaupt nicht gefallen. Die Autorin deutet immer mehr die persönliche Entwicklung an zu dem durchgeknallten Tyrannen, den wir aus den anderen Büchern kennen. Allerdings in meinen Augen nicht überzeugend. Und besonders das Ende kam so überstürzt, dass ich es nicht fassen konnte. Besonders auch das "Erbe" war in meinen Augen zu viel Friede, Freude, Eierkuchen.

Im gesamten Buch gab es keinen Charakter, an den ich mein Herz verloren habe. Eigentlich hatte ich vermutet, dass Lucy Gray meine Favoritin sein würde, doch da sprang der Funke auch nicht über. 

Ein Element des Buches, das gegen Ende immer mehr vorkam, sind Liedtexte. Lucy Gray ist Sängerin und singt bereits während der Vorbereitung der Hungerspiele um Werbung für sich zu machen. Und gegen Ende des Buches kamen immer mehr Liedtexte vor, unter anderem auch das vom Henkersbaum, das Fans sicher wiedererkennen. Die Texte waren leider oft eher schlecht gedichtet, vermutlich hinkt die Übersetzung aus dem Englischen hier etwas. Ich war auf jeden Fall irgendwann davon genervt.

Das hängt allerdings auch damit zusammen, dass ich das Buch sowohl als Ebook, als auch als Hörbuch verfolgt habe. Und im Hörbuch hören sich die Texte ganz komisch an. Sie sollen halbwegs rhythmisch erscheinen, aber der Sprecher trifft den Takt nicht. Sehr merkwürdig.
Allgemein kann ich auch sagen, dass ich neun Tage gebraucht habe um das Buch zu beenden. Bei etwa 600 Seiten zeigt mir das schon, dass ich nicht total gefesselt war. Und ohne das Hörbuch wäre ich vermutlich immer noch nicht fertig. Spannung kam nie auf.

Gut fand ich dagegen, dass man die Anfänge der Hungerspiele mitverfolgt hat. Die bisherigen waren ganz einfach gestaltet, die Kinder wurden in eine Arena gesteckt und ihrem Schicksal überlassen. Die wenigen Kameras und Mikrofone, die an festen Plätzen installiert waren, sind nicht vergleichbar mit der Technik und dem Aufwand, den man aus den anderen Bänden kennt. Interessant war auch, wie Coriolanus tatsächlich das System der Wetten und die Belieferung der Tribute mit Drohnen einführte. Dieses Hintergrundwissen, was interessierte Fans der Trilogie hier erfahren, ist für mich der einzige Pluspunkt des Buches gewesen. Dazu wäre allerdings kein 600 Seiten starkes Buch notwendig gewesen.

Der Fanservice kommt in diesem Buch auch nicht zu kurz. Das Lied vom Henkersbaum habe ich ja schon erwähnt. Aber tatsächlich fallen einige Worte (wie zum Beispiel Katniss) und Elemente werden wiederholt, die man aus den anderen Büchern kennt. Als Vorgeschichte ganz gut, das fand ich passend. Manche Szenen dagegen sind eindeutig abgekupfert und umgeschrieben, aufgewärmt wenn man so sagen mag. So wie bei Star Wars gefühlt immer eine Szene in einer Bar mit Musikern vorkommt, so hat auch diese Autorin ein paar Szenen, die sie gerne wiederholt, da sie das Publikum berühren oder unterhalten.


Die Bewertung fällt mir dieses mal recht schwer. Ich habe mich so lange darauf gefreut und war dann irgendwie ernüchtert. Langweilig, langatmig, teilweise nervig und dennoch informativ. Ich habe aber tatsächlich nicht das Gefühl, dass ich dieses Buch jemals wieder lesen werde. Als Print werde ich es mir auch definitiv nicht kaufen. Ich vergebe daher 2 Sterne. 

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Klappentext und Bild von www.oetinger.de

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