Donnerstag, 30. April 2020

Marianengraben - Jasmin Schreiber

Gesponserte Produktplatzierung - Rezensionsexemplar
Preis: € 14,99 [D]
Verlag: Eichborn Verlag
Seiten: 256
Format: Ebook
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Reihe: -
Erscheinungsdatum: 28.02.2020


Paula braucht nicht viel zum Leben: ihre Wohnung, ein bisschen Geld für Essen und ihren kleinen Bruder Tim, den sie mehr liebt als alles auf der Welt. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall, der sie in eine tiefe Depression stürzt. Erst die Begegnung mit Helmut, einem schrulligen alten Herrn, erweckt wieder Lebenswillen in ihr. Und schließlich begibt Paula sich zusammen mit Helmut auf eine abenteuerliche Reise, die sie beide zu sich selbst zurückbringt – auf die eine oder andere Weise.


Das Cover hat mir von Anfang an gut gefallen. Allgemein mag ich Darstellungen von Tintenfischen und ihren Armen gerne, keine Ahnung warum, aber es spricht mich an.  Die gedeckten Farben und der Blaustich, der über allem liegt, ergibt ein "wässriges" Aussehen. Wenn ich das Cover betrachte spüre ich schon fast den Druck des tiefen Wassers, und wie Fische um meine Füße schwimmen.



Der Anfang des Romans schubste mich direkt in die Geschichte von Paula, die um ihren verstorbenen 10-jährigen Bruder trauert. Er ist im Meer beim Schwimmen ertrunken. Welch Ironie, da er das Meer und seine Bewohner liebte und sich in seinem Leben alles darum drehte.
Paula steckt in einer tiefen Depression fest. Irgendwann fasst sie den Entschluss das Grab ihres Bruders, das sie bisher gemieden hat, zu besuchen. Da sie Probleme mit anderen Menschen hat, plant sie einen geheimen, nächtlichen Besuch des Friedhofs. Vor Ort trifft sie auf Helmut, der dabei ist eine Urne auszugraben. Nach mehreren Missgeschicken und kuriosen Ereignissen, sind die beiden zusammen auf einer Reise in seinem Wohnmobil.

Direkt aufgefallen ist mir der Sprachstil. An manchen Stellen wirkt er etwas holprig, zum Beispiel werden merkwürdige Vergangenheitsformen genutzt. Insgesamt merkt man direkt, dass es sich nicht um einen üblichen Roman handelt. Dies zog sich auch tatsächlich durch das ganze Buch durch. Immer wieder stolperte ich über Sätze und Formulierungen, die mir komisch vorkamen.

Vieles hat mich an das Buch "Ein Mann namens Ove" erinnert. Das habe ich damals geliebt und Helmut ist ihm ziemlich ähnlich in einigen Dingen, vor allem charakterlich. Ein wunderlicher, alter Herr. Sein Hund ist auch nicht ohne und die Entwicklung dieser kleinen Dreiecksbeziehung ist wunderbar mitanzusehen.
Zwei Menschen unterschiedlichen Alters, die das Schicksal auf schreckliche Weise miteinander verbunden hat, öffnen sich nach und nach immer weiter. Sie können verstehen, was der andere durchmacht. Und sie akzeptieren einander mit all seinen oder ihren Ecken, Kanten und Macken.

Das Thema Meer und seine Bewohner zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Stets gibt es Anspielungen darauf, was mir gut gefiel.Vom Alter her konnte ich mich natürlich eher mit Paula identifizieren, doch beide Hauptprotagonisten hatten ihre Seiten, die mir zusagten.

Direkt vor diesem Buch habe ich ein Hörbuch gehört, in dem gefühlt tausend verschiedene Personen mitmischen und viele Nebenhandlungen den eigentlichen Handungsstrang verwässern. Das ist hier nicht der Fall. Der Fokus liegt ganz klar auf den beiden Hauptprotagonisten und der Leser begleitet sie auf ihrer Reise. Keine großen Ablenkungen. So kann man sich richtig auf die beiden konzentrieren. Das empfand ich sehr positiv und entspannend. Irgendwie baut man da eine viel tiefere Bindung zu den Charakteren auf, was gerade bei solch einem Romanthema wichtig ist.

Überraschungen oder unerwartete Wendungen gibt es nicht. Die Andeutungen, die schon im Laufe des Buches gemacht wurden, waren für mich absolut eindeutig. Das Ende habe ich genau so erwartet und fand es gut. Was mich jedoch erstaunt hat: ich bin furchtbar nah am Wasser gebaut. Ehrlich gesagt habe ich damit gerechnet, dass ich heulen würde wie ein Schlosshund. Scheinbar hat das Paula schon für mich übernommen, denn sie tut das andauernd. Auch wenn ich es inhaltlich wirklich gut fand, konnte es mich leider emotional nicht erreichen.

Innerhalb weniger Tage habe ich das Buch gelesen und war von der Besonderheit der Charaktere und ihres aberwitzigen Roadtrips fasziniert. Ich glaube, dass ich ab jetzt immer an dieses Buch denken muss, wenn ich vom Marianengraben, oder tiefen Stellen im Meer hören werde.


Insgesamt hat mir dieses Buch über Verlust, Freundschaft, Akzeptanz, Trauer und Lebensfreude gut gefallen. Leicht philosophisch angehaucht hält es dem Leser einen Spiegel vor. Mir hat der Roadtrip von Paula und Helmut wirklich gut gefallen und vergebe daher vier Sterne.

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Klappentext und Bild von www.luebbe.de

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