Samstag, 24. März 2018

Die Farbe von Milch - Nell Leyshon

Gesponserte Produktplatzierung - Rezensionsexemplar
Preis: € 16,99 [D]
Verlag: Eisele eBooks
Seiten: 208
Format: Ebook
Altersempfehlung: keine Angabe
Reihe: -
Erscheinungsdatum: 22.09.2017


Mein Name ist Mary. Mein Haar hat die Farbe von Milch. Und dies ist meine Geschichte. 
Mary ist harte Arbeit gewöhnt. Sie kennt es nicht anders, denn ihr Leben auf dem Bauernhof der Eltern verläuft karg und entbehrungsreich. Doch dann ändert sich alles. Als sie fünfzehn wird, zieht Mary in den Haushalt des örtlichen Dorfpfarrers, um dessen Ehefrau zu pflegen und ihr Gesellschaft zu leisten – einer zarten, mitfühlenden Kranken. Bei ihr erfährt sie erstmals Wohlwollen und Anteilnahme. Mary eröffnet sich eine neue Welt. In ihrer einfachen, unverblümten Sprache erzählt sie, wie ihr Schicksal eine dramatische Wendung nimmt, als die Pfarrersfrau stirbt und sie plötzlich mit dem Hausherrn alleine zurückbleibt.


Ein wunderschönes Cover, das meine Aufmerksamkeit sofort auf sich gezogen hat. Die graue Farbe des Hintergrunds gefällt mir hervorragend und die schwarzen Zeichnungen der Pflanzen, die einen Rahmen um den Titel bilden, sind klassische Skizzen. Mir fällt nichts auf, das ich ändern würde. Einfach perfekt!


Dieses Buch, mit seinen gerade mal knapp über 200 Seiten, hat mich nachhaltig beeindruckt. Es ist von einer Klarheit und Offenheit, die mich staunen und erschauern lässt.
Es ist hauptsächlich in die vier Jahreszeiten unterteilt und beginnt ganz klassisch im Frühjahr. Der Leser lernt Mary und ihre Familie kennen, darunter ihre drei Schwestern:
"Da war Beatrice und da war Violet und da war Hope."
Das Leben auf dem Land ist geprägt von der Natur und reinem Überlebenswillen. In der Familie herrscht eine gewalttätige Stimmung, zum Beispiel gibt der Vater seinen Töchtern eine Kopfnuss oder schlägt sie, wenn sie nicht parieren. Die Mutter schreitet nicht ein und jede der Schwestern ist eine Einzelkämpferin und auf ihr eigenes Wohl bedacht. Die einzige Ausnahme ist der verkrüppelte Großvater, der gerne an der Situation etwas ändern würde, aber einfach im Apfelzimmer (dort werden die Äpfel gelagert) kaltgestellt wird.
Nur Mary schaut nach ihm und kümmert sich um ihn. Da sie von Geburt an ein schlimmes Bein hat und nicht richtig arbeiten kann, wählt ihr Vater sie aus um im Haus des Pfarrers gegen Bezahlung zu arbeiten anstatt auf dem Feld. Diese Wahl geschieht nicht aus Nettigkeit und Rücksichtnahme, sondern aus reinem Pragmatismus.

Die Geschichte wird komplett von Mary geschildert in Form eines Tagebuchs. Die Sprache ist sehr einfach und verändert sich auch nicht im Laufe des Buches. Vielleicht kommt mit der Zeit etwas mehr Routine in ihren Schreibstil, aber großartige Verbesserungen stellen sich nicht ein. Besonders auffällig sind die langen Bandwurmsätze, die alle mit "und" verbunden sind.
Außerdem gibt es keine anderen Satzzeichen als Punkte. Dies hat mich besonders am Anfang etwas irritiert, da die Sonderzeichen wie etwa Anführungszeichen für gesprochene Sätze komplett fehlen. An diese Art des Schreibens musste ich mich wirklich erst gewöhnen, aber nach wenigen Seiten hatte ich keine Probleme mehr damit.
"Er starrte mich an. Du nimmst wahrhaft kein Blatt vor den Mund. Meinen Sie, Sir? Ich glaube ich sage einfach nur die Wahrheit. Vielleicht. Die Leute wollen sie nur nicht immer hören." (Pos. 1266)

Da die Inhaltsangabe schon sehr viel vom Inhalt des Buches verrät, werde ich euch kurze Anhaltspunkte geben, was in den einzelnen Jahreszeiten passiert: Im Frühling werden die Charaktere auf dem Bauernhof vorgestellt und der Alltag geschildert. Im Sommer ist Mary bereits im Pfarrhaus von Mr. Graham und gewöhnt sich dort ein. Dabei baut sie eine innige Beziehung zu Mrs. Graham auf, die sie pflegt. Der Herbst ist überschattet vom Tod der Frau des Pfarrers. Mary beginnt lesen zu lernen. Am Ende der Jahreszeit bezeichnet sie das Pfarrhaus schon als ihr Zuhause. Und im Winter wird die Magd Edna weggeschickt, da nicht mehr genug Arbeit für zwei vorhanden ist.

Natürlich passiert außer diese Eckpunkten noch so viel mehr! Und gerade im Winter werden Entwicklungen angestoßen, die mich überrascht haben. Es gibt so viele Andeutungen und Hinweise, dass ich schon frühzeitig hellhörig war, doch das Ende des Buches hat mich wirklich komplett überrumpelt.
Außerdem fiel mir besonders auf, dass Mary die ganze Zeit sehr in Eile war ihre Geschichte zu schildern. Sie beschriebt immer wieder, dass ihre Hand schon vom ganzen Schreiben schmerzt, sie sich aber beeilen muss. Dieser Druck hat sich auf auf mich als Leser übertragen und ich wollte das Buch überhaupt nicht mehr aus der Hand legen um endlich zu erfahren, warum sie sich so hetzt.

Mary als Hauptprotagonistin war erfrischend anders. Sie nimmt wahrlich kein Blatt vor den Mund und redet daher wie ihr der Sinn steht. Diese direkte Art kann tölpelhaft, aber auch entwaffnend sein. In der vornehmen Welt des Pfarrheims ist sie zunächst wie ein kleiner Bauerntrampel, doch ihre offene und aufrichtige Art öffnet ihr schnell die Herzen der Menschen.


Ein beeindruckendes Buch. Das Ebook hat mir so gut gefallen, dass ich tatsächlich überlege mir das Buch nochmal als Print zu kaufen. Alles in diesem Buch ist glaubhaft und nachvollziehbar. Auch die Kürze des Buches und der Schreibsti. Eine kleine Perle, in der Farbe von Milch. Bestimmt werde ich beim Müsli-Essen nun öfters an diesen Roman denken.
Man hätte dieses Buch nicht besser schreiben können. Ein außergewöhnliches Werk, abseits vom Mainstream. Ergreifend, berührend, gesellschaftskritisch und eindringlich. Dafür kann ich nur volle fünf Sterne vergeben!

- - -
Klappentext und Bild von www.amazon.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.