Freitag, 25. Mai 2018

Mein Mann, seine Frauen und ich - Hera Lind

Gesponserte Produktplatzierung - Rezensionsexemplar
Preis: 19,99 €  [D]
Verlag: Diana
Seiten: 400
Format: Hardcover mit Schutzumschlag
Altersempfehlung: keine Angabe
Reihe: -
Erscheinungsdatum: 09.05.2018


Nach ihrer Scheidung genießt Nadia Schäfer die Unabhängigkeit. So lernt sie Karim kennen, einen gläubigen und gebildeten Moslem. Sie lässt sich auf ihn ein, heiratet ihn sogar, weil der Islam Liebe ohne Trauschein verbietet. Dass Karim bereits Frau und Kinder hat und die Ehe fortbesteht, nimmt sie in Kauf, denn er trägt Nadia auf Händen. Sie ziehen in den Oman, wo Nadia nur tief verschleiert aus dem Haus gehen darf. Sie tut es für Karim – ein fürsorglicher Ehemann, der sich auch noch um seine erste Frau kümmert. Bis er eines Tages Ehefrau Nummer drei mit nach Hause bringt …

Das Cover ist schön orientalisch. Die kräftigen Farben und verspielten Muster sind so, wie ich es mir vorstellen würde. Nur das Blau ist etwas kühl, da wäre eine Farbe wie Gelb, Orange oder Rot wärmer und passender gewesen.
Das Gelb des Titels ist sehr pastellig, passt aber gut ins Gesamtbild. Der Einband des Buches unter dem Schutzumschlag ist auch gelb, allerdings etwas kräftiger als die Schrift. Das ist eine ungewöhnliche Farbe für ein Buch, an die ich mich zunächst gewöhnen musste.


Nadia Schäfer hat eine Scheidung hinter sich und will ihr Leben genießen. Sie macht einen Urlaub in der Türkei und besucht danach unterschiedliche Kurse, wie zum Beispiel einen orientalischen Kochkurs und einen Bauchtanzkurz. Nachdem sie mit ihrem Volkshochschullehrer Ali seine Verwandten in Holland besucht hat, ruft sie plötzlich ein unbekannter Araber namens Karim an und bestellt sie zum Bahnhof, um ihn abzuholen. Sie verfällt seinem Charme und willigt ein seine Frau zu werden. Von Fürth in Deutschland über Amsterdam, Salalah, La Palma, Ajman und Ras al Khaimah erlebt sie eine unglaubliche Geschichte. Sie wird seine Zweitfrau und muss sich mit den Sitten und Gebräuchen einer anderen Kultur auseinandersetzen.

Mich hat das Buch besonders fasziniert, da es auf einer wahren Geschichte beruht. Es gibt ein Nachwort der Autorin und der Protagonistin. Hätte Frau Lind sich das alles ausgedacht, hätte ich an sehr vielen Stellen die Augen verdreht und gedacht, dass das nun wirklich unglaubwürdig ist. Aber da es tatsächlich so passiert ist, hat es mich eher erstaunt.

Allein mit welcher Selbstverständlichkeit Karim schon von Anfang an Nadia herumkommandiert und absolut klarstellt, dass er das Sagen hat, ist für uns westliche, modern geprägte Frauen absolut unverständlich. Das Buch beginnt zwar im Oktober 1995, also vor über 20 Jahren, aber auch damals waren die Frauen in Deutschland schon aufgeklärt und freiheitsliebend. Die Autorin geht direkt richtig in die Vollen. Bereits in Kapitel 2 wird über die Hochzeit gesprochen. Dabei kennt die Protagonistin den Mann zu diesem Zeitpunkt erst vier Stunden lang.

Sie hat vom Islam überhaupt keine Ahnung und lässt sich trotzdem durch ihn in eine Heirat geradezu zwingen und konvertiert für ihn. Mehrfach habe ich mich gefragt, wie man als gestandene Frau nur so dumm sein kann? Selbst blind vor Liebe müssten einen die vielen Warenzeichen vorab hellhörig werden lassen. Dieses Zitat zeigt ganz gut ihre große Verliebtheit:
"Wie ferngesteuert setzte ich meine Unterschrift dorthin, wo das Kreuzchen war. Meine Finger zitterten. Ich hatte keine Ahnung, welche Folgen des haben sollte. Ich war einfach nur grenzenlos verliebt und vertraute Karim blind." Seite 77
Natürlich kommt es im Laufe des Buches immer mehr und mehr zu Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten. Karim legt dabei den Koran und seine Religion immer so aus, wie es ihm gerade passt. Diese Doppelmoral hat mich noch am meisten gestört. Dafür war es für mich wirklich bewundernswert, wie lange und ausdauernd Nadia um ihre Liebe kämpft. Aber sie ergibt sich auch nicht komplett in ihr Schicksal und kämpft im Laufe der Zeit ebenso für ihre Identität.

Innerhalb von zwei Tagen habe ich das Buch ausgelesen. Der Schreibstil war in den ersten beiden Kapiteln noch etwas gewöhnungsbedürftig und fast hölzern, aber dann fand ich schnell in die Geschichte hinein. Vielleicht war es auch eher so, dass sich die Ereignisse direkt überschlugen und ich noch nicht damit gerechnet hatte, dass es so schnell losgeht.

Im Nachwort der Protagonistin steht:
"Ja, es ist für eine westlich geprägte, emanzipierte Frau nicht leicht, meine Geschichte zu verstehen. Die muslimische Welt ist ganz anders, man kann sie nicht mit unserer vergleichen!" Seite 395

Fremde Kulturen haben mich schon immer interessiert und fasziniert. Die Autorin hat es geschafft den Zauber einzufangen und neutral, ohne Wertung, über die Ereignisse zu berichten. Das wird sicher nicht mein letztes Buch von ihr gewesen sein. Die anderen Romane nach wahren Geschichten von ihr werde ich mir nach dieser Lektüre auch einmal ansehen.


Auch wenn ich Nadia in vielen Dingen nicht nachvollziehen konnte, so hat mich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Es ist eine außergewöhnliche Liebesgeschichte die alles bietet: Liebe und Hoffnung, Vertrauen und Misstrauen, das Morgen- und Abendland, ein ewiges Hin und Her zwischen Licht und Schatten. Faszinierend und erschreckend gleichermaßen, vergebe ich für dieses Buch fünf Sterne.


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Klappentext und Bild von www.randomhouse.de

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